Was die Vereine sich teilweise selbst zu Weihnachten unter den Christbaum legen, zeugt häufig von Verzweiflung und Angst. Manchmal gelingt deshalb aber auch der Neustart und eine bessere Rückrunde – wie viel Segen und wie wenig Fluch sind also die selbst gemachten Weihnachtsgeschenke der Bundesliga?
Neuer starker Mann in Wolfsburg wird Dieter Hoeneß – ein Affront gegen Armin Veh, den man erst im Sommer als eigentlich neuen starken Mann in der postmagath’schen Ära verpflichtet hatte. Jetzt ist Wolfsburg besser als zum gleichen Zeitpunkt letzten Jahres, doch weil Vehs Vorgänger dummerweise ein Genie ist, ist nun alles schlecht. Wolfsburg muss nicht Meister werden, das haben alle klar gestellt. Jetzt hat man einen Mann geholt, der sich zweifelsohne auskennt, aber den Ruf hat, die eigentlich schlafende Riesin Hertha aus Berlin binnen eines Jahrzehnts in Grund und Boden gewirtschaftet zu haben. Wegen Eitelkeiten schied Hoeneß Jr. aus Berlin, wegen Zwist mit Veh wird der Wolfsburger Weg ein holpriger. Mich würde es nicht überraschen, wenn Veh spätestens Anfang der nächsten Saison nicht mehr an der Seitenlinie beim noch amtierenden Meister steht.
Gekas und Kobiashvili sollen die Heilsbringer der völlig auseinanderfallenden Hertha werden. Ein in die Jahre gekommener Durchschnittsverteidiger und ein ehemaliger Bochumer Torschützenkönig, der außer beim magischen Rehhagel schon verdammt lange nicht mehr so das Tor getroffen hat wie die Hertha es dringend benötigt. Die Hertha war in der Vorrunde verdammt schlecht – auch der scheinbar in Mode gekommene Trainerwechsel noch in der Hinrunde einer Saison hat nichts gebracht. Gekas und Kobiashvili werden dies nicht ändern.
Vielversprechender scheinen da die harmoniefördenden Notverkäufe der Münchner Bayern und des VfB Stuttgart zu werden. Die Rechnung scheint simpel. Weniger unzufriedene Großverdiener ist gleich mehr gute Stimmung und mehr Kontostand. Toni, Görlitz, Lell, Breno, Simak, Magnin, Bastürk, Boulahrouz – alle sind zu haben, größtenteils umsonst. Die etwas andere Form des Winterschlussverkaufs wird sich auswirken zum Vorteil der Verkäufer. Bayern wird harmonisch und stärker, Stuttgart weniger unharmonisch und stark.