Togowabohu

Keine Frage – was der togolesischen Nationalmannschaft auf dem Weg nach Angola in der von Rebellen umkämpften Region Cabinda passiert ist, gleicht einer gewaltigen Tragödie. Drei Tote und mehrere Schwerstverletzte zog der Terrorangriff mit Maschinengewehren nach sich, der Schock sitzt tief – bei den togolesischen Nationalspielern, deren Angehörigen, dem afrikanischen Kontinent und auch bei all denen, die um die Sicherheit bei der Weltmeisterschaft in Südafrika im Sommer fürchten.

Doch dieser Vorfall hat trotz aller Tragik auch abgesehen von der neuaufgerollten Sicherheitsthematik einige Fragen und Probleme ans Tageslicht gebracht.

Dass Togo die Teilnahme am African Cup of Nations absagen wollte, ist durchaus verständlich. Dass sie dann aber auf einmal doch mitspielen wollten, obwohl viele Spieler wie ihr Star Emmanuel Adebayor längst abgereist waren, kam überraschend und verwirrend zugleich. Letztlich mischte sich dann die Regierung Togos ein und verbot der Mannschaft die Teilnahme. Erst dann meldete sich das Organisationskomitee zu Wort und klärte die Sache endgültig auf, in dem eine Disqualifikation wegen Nicht-Antretens erst angedroht und dann vollzogen wurde. Schlimmer als dieses Chaos ist jedoch das „FIFA-Problem.“

Die Tatsache, dass eine Mannschaft bei einem so großem Wettbewerb nicht antritt, ist je nach Motivlage normalerweise ein mittelgroßer Skandal, der von der FIFA als solches auch geahndet wird. In Togos Fall sind die dramatischen Umstände auf jeden Fall strafmildernd, sodass der „Boykott“ wohl ohne große Konsequenzen bleibt, wäre da nicht die auf politische Einmischung extrem allergische FIFA, die gemäß ihrer eigenen Statuten und dem Artikel 14 dort eine Mitsprache einer Regierung in Fußballthemen im Normalfall knallhart mit dem (vorübergehenden) Ausschluss aus dem Weltverband ahndet. Es wäre nicht das erste Mal und auch wenig weittragend, weil Togo die Qualifikation zur WM 2010 verpasste. Doch kann die FIFA aus sozialer Sicht eine so gebeutelte Mannschaft wie die Auswahl Togos und einen Verband, der Todesfälle durch Terror zu betrauern hat, überhaupt mit dem härtest möglichen Urteil strafen?

Tut sie es, ist der Aufschrei vor allem in Afrika groß – und das fünf Monate bevor das zweitgrößte Sportevent der Welt erstmals auf dem afrikanischen Kontinent stattfindet. Ahndet die FIFA den Vorfall nicht, so wird dies Unmut bei Verbänden hervorrufen, die mit staatlicher Hilfe deutlich stärker wären und denen der Artikel 14 der FIFA eine Art Fußfessel bedeutet. Außerdem könnten einige Staaten sich gelockt sehen zu mehr Einmischung – was wiederum zu mehr Sanktionen und mehr Dissonanzen führen kann.
Tohuwabohu.