Für Michael Ballack scheint eine Rückkehr in die DFB-Elf mit jedem Tag, der ohne ihn verstreicht, unwahrscheinlicher. Bundestrainer Löw hat sich nach wie vor nicht dazu geäußert, ob und wann es eine Rückkehr des „Capitano“ geben wird. Beim Spiel in Dortmund gegen Italien wurde er nicht vermisst. Ersatzkapitän Philipp Lahm geht in seiner Rolle auf und im defensiven Mittelfeld haben sich Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira durchgesetzt.
Der Fall Ballack ist tragisch: Als verlässlicher Nationalspieler war Ballack über ein Jahrzehnt hinweg das ein Idol für aufstrebende Nachwuchskicker. An der derzeitigen Situation trug der Spieler selbst keine Schuld. Erst das bittere WM-Aus durch Kevin Prince Boatengs brutales Foul im englischen Pokalfinale, dann als er sich gerade aus der Reha-Klinik verabschiedet hatte, Sergio Pintos Foul, das ihn auf direktem Weg zurück in die Klinik brachte. Körperlich wie psychisch waren die vergangenen Monate nicht leicht für den einstigen Helden. Doch der 98-malige Nationalspieler hofft weiter auf sein 100. Länderspiel.
Auch wenn Löw immer betonte, ihm die Tür für eine Rückkehr in den DFB-Kader offen halten zu wollen, wird der Wettkampf für Ballack immer härter. Es ist auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Im September wird er 35, ein Alter in dem andere ihre Profikarriere bereits beendet haben. Er muss hingegen um sich die Kapitänsbinde wiederzuerkämpfen besser spielen, als seine jüngeren Konkurrenten Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira. Gleichzeitig wird die Zahl der Nachwuchsspieler, die ins Team drängen immer größer und der Konkurrenzkampf härter. Zu hart für den 34-Jährigen?
Entscheidend ist für ihn nun, schnell Fortschritte zu machen. Mitte März soll es Gespräche zwischen Löw und Ballack über eine möglichen Einsatz Ballacks in den Länderspielen gegen Kasachstan (26. März) und Australien (29. März) geben. „Wenn er seine Leistungen bringt, die man von ihm aus der Vergangenheit kennt, ist Michael Ballack selbstverständlich ein Thema“, erklärte Löw vor dem Spiel in Dortmund gegen Italien, das die Nationalmannschaft wieder einmal ohne Ballack bestritt. „Es liegt aber auch an ihm, mit welchen Leistungen er aufwartet in den nächsten Wochen und Monaten.“
Der Weg zurück ins DFB-Team führt unweigerlich über so viel Spielpraxis wie möglich. Das unterstützt auch Leverkusen-Trainer Jupp Heynckes. “Nach der langen Verletzung braucht er Spiele und Training, anders holt man die Defizite nicht auf.” Wie groß diese Defizite noch sind, war auch an seinem enttäuschenden Auftritt im 0:1 in Nürnberg am vergangenen Wochenende zu sehen. Doch auch Heynckes wird bei ausbleibenden Ergebnissen früher oder später gegensteuern müssen, um die Zukunft von Champions-League-Anwärter nicht zu gefährden. Seine nächste Chance hat der „Capitano“ am Samstag in Frankfurt, bevor am 17.2. gegen Metalist Charkiw die Rückrunde der Europa Liga beginnt.