Die deutsche U21-Nationalmannschaft steht in Schweden im Halbfinale der Europameisterschaft. So weit, so gut. Dass das Erreichen der letzten Vier allerdings unter äußerst glücklichen Umständen zusammenkam, das wollten am Ende weder Spieler noch Trainer oder DFB-Delegierte verneinen – was übrigens positiv anzumerken ist. Fing es im ersten Spiel mit einer guten Partie gegen Spanien noch viel versprechend an, stimmte die mäßige Leistung gegen Finnland, das am Ende alle drei Begegnungen in der Gruppe verlieren sollte, schon bedenklich. Die Hoffnung von Trainer Horst Hrubesch, der davon ausging, dass seine Jungs das schwache Spiel des Turniers damit weghaben würden, bestätigte sich indes nicht. In der entscheidenden Partie gegen England ging man früh in Führung, stellte danach aber nichts mehr auf die Beine und zitterte sich letztendlich mit dem 1:1 weiter ins Halbfinale, wo mit Italien ein Gegner wartet, der seine absolute Top11 aufbieten wird.
Die Engländer waren zwar zuvor die dominierende Mannschaft der Gruppenphase gewesen, doch für die Partie in Halmstad schickte Trainer Stuard Pearce eine B-Elf ins Feld, doch auch die war stark genug, um die Deutschen 85 Minuten lang in Schacht zu halten. Anspruch und Wirklichkeit klaffen derweil noch ganz weit auseinander, das bleibt nach drei EM-Spielen mal festzuhalten.
Sowohl Matthias Sammer als auch Hrubesch, Jogi Löw und Co – alle sprachen vor der EM vom Titel und davon, dass diese Mannschaft stark genug wäre. Nicht nur im Nachhinein kann man davon sprechen, dass die doch forschen Töne ein bisschen gewagt waren. Nach dem guten ersten Spiel gegen Spanien wurde kaum darauf verwiesen, dass die Spanier sechs (!) U21-Spieler bei der ersten Mannschaft beim Confed-Cup haben, was die Favoritenrolle der Iberer pulverisierte. Das Hauptproblem bleibt, dass kein Stürmer im Kader ist, der beste Torjäger der Qualifikation Rouwen Hennings musste zu Hause bleiben, genauso wie Toni Kroos und Alexander Baumjohann, die aus dem Mittelfeld Torgefahr garantieren. Währenddessen wurden die Engländer unterschätzt, nicht auszudenken, was die erste Elf mit den Deutschen gemacht hätte, in der sich fast ausschließlich Stammspieler aus der Premier League tummeln.
Trotzdem sind Mesut Özil und Co weitergekommen. Warum? Ganz einfach, sie spielten am zweiten Spieltag gegen Finnland, nicht am dritten – wie die Spanier. Hätte Deutschland an Spieltag 2 gegen England gespielt… Gut, alles Spekulation, doch unter dem Hintergrund der überglücklichen Qualifikation im Play-off-Spiel gegen Frankreich, als Benedikt Höwedes die Deutschen in allerletzter Sekunde zu dieser Endrunde köpfte, bleibt festzuhalten, dass Fortuna genauso viel Anteil am Halbfinaleinzug hatte, wie die Torschützen Gonzalo Castro, Özil und Höwedes. DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte mit Blick auf Freitag: „Ich verspreche mir ein sehr attraktives Halbfinale, und wenn wir ein bisschen Glück haben, können wir das Finale schaffen.” Wenn das bisschen Glück mal noch nicht aufgebraucht ist…
Felix Wagner kommentiert für Bundesliga.de und schreibt für Betfair.